Mit diesem Buch zieht Gerard Mortier, der immer wieder Aufsehen erregende große Opernintendant, die Summe seines Lebenswerks. Er räumt darin mit den festgefahrenen und oft verstaubten Vorstellungen über die Kunstform Oper auf, denn sie ist für ihn weder dekoratives Beiwerk noch Ort der Zerstreuung, sondern entschieden politisch und ein Spiegel der „condition humaine“.
In pointierter Form formuliert Mortier seine Überzeugungen und gibt faszinierende Einblicke in die praktische Theaterarbeit mit großen Künstlern der Welt. Und er fordert dazu auf, den humanistischen Visionen und Utopien zu folgen, die seit der „Erfindung“ der Oper ihren Wesenskern ausmachen.
Ein anregendes und engagiertes Buch, das nicht nur in die Hand aller am Musiktheater Tätigen gehört, sondern auch ein Geschenk an Opernfreunde ist, denen ihre Leidenschaft mehr bedeutet als eine nette gesellschaftliche Abendunterhaltung.
„Theater machen bedeutet, die Routine des Alltäglichen zu durchbrechen, die Akzeptanz wirtschaftlicher, politischer und militärischer Gewalt als Normalität infrage zu stellen, die Gemeinschaft zu sensibilisieren für Fragen des menschlichen Daseins, die sich nicht durch Gesetze regeln lassen, und zu bekräftigen, dass die Welt besser sein kann, als sie ist.Theater machen ist also eine Sendung, ein priesterliches Amt beinahe, ohne darum eine Offenbarungsreligion zu sein. Das Theater ist eine Religion des Menschlichen.“
Gerard Mortier