Seit die Reformation Schriftlesung und Predigt in den Vordergrund der Liturgie rückte, bezeichnete der Begriff „Historia“ oder „Historie“ eine biblische Erzählung und wurde synonym zu „Heilsgeschichte“ verwendet. So standen zunächst die Passion und das Ostergeschehen im Vordergrund, bald wurden dann Weihnachtshistorien populär. Vereinzelt vertonte man auch andere anschauliche Handlungen wie die Himmelfahrt oder die Sendung des Heiligen Geistes.
Wurde anfangs der Bibeltext unverändert wiedergegeben, kam es bald zu Einschüben von Liedstrophen oder anderen Texten, was die Abgrenzung zum Oratorium erschwert. Des Weiteren bezog man Instrumente ein, Blockflöten und Schalmeien verliehen den Hirtenszenen ein rustikales Kolorit. Wahrscheinlich spielten auch theatrale Aspekte eine Rolle: Schütz‘ Weihnachtshistorie ist unter einem Thronhimmel mit Maria, Joseph und Krippe aufgeführt worden und das „Orgelwiegen“, ein auf die mittelalterlichen liturgischen Spiele zurückgehender Brauch, das Kindelwiegen mit passender Orgelmusik auszuführen, wird ebenfalls erwähnt.
Im 20. Jahrhundert erlebt die Gattung unter der Bezeichnung „Geschichte“ oder – eigentlich fälschlich – „Oratorium“ eine Neubelebung, wovon zahlreiche moderne Werke Zeugnis ablegen.