Wie Dir rhythmisches Sprechen dabei hilft, Dein Musikinstrument einfacher zu lernen

von Manuela Holmer (11.07.2022)

Rhythmus ist ein Parameter, der im Musikunterricht meist weniger gezielt trainiert wird. Schlagzeugerin Manu Holmer zeigt in diesem Beitrag die ersten Schritte, wie man die Sprache für sich nutzen kann, um rhythmische Unsicherheiten zu überwinden.

Zur Autorin |

Manu Holmer ist Schlagzeugerin, Schlagzeuglehrerin und Cajonistin.

Seit 2017 veröffentlicht sie auf ihrem Blog https://www.manuholmer.de Praxisratgeber, gratis Notenmaterial und Einblicke in ihr Leben als Musikerin...

„Was Du sprechen kannst, kannst Du auch spielen.“ Diesen wertvollen Tipp habe ich vor Jahren von einem meiner Schlagzeuglehrer erhalten. Vergessen werde ich den Spruch nie mehr, denn in nur acht Worten fasst er für mich die Essenz der Rhythmussprache zusammen.

Stell Dir vor: Du sitzt an Deinem Instrument und möchtest Dir ein neues schweres Stück erarbeiten. Der Melodieverlauf des ersten Takts ist klar. Jetzt geht es an den Rhythmus. Verstehst Du auch ihn? Nein? Dann wirst Du ihn kaum korrekt auf Dein Instrument übertragen können. Die Lösung? Verstehe, was Du spielen willst. Rhythmisches Sprechen kann Dich dabei unterstützen.

Was ist rhythmisches Sprechen?

Beim rhythmischen Sprechen geht es darum, komplexe Rhythmen mit immer wiederkehrenden Silben und Wörtern zu unterlegen und sie so einfacher erfassen zu können. Das erleichtert das Erlernen eines Musikinstruments spürbar, wie ich aus langjähriger Erfahrung weiß. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, ob Schlagzeug, Cajon oder Klavier: Wo Musik, da Rhythmus.

Wahrscheinlich kennst Du bereits das Auszählen der Noten- und Pausenwerte über die Zählzeiten. Das ist eine abstraktere Form derjenigen Rhythmussprache, die ich Dir im Folgenden vorstellen möchte. Zwar helfen beide Ansätze, rhythmische Besonderheiten nachhaltig zu begreifen, aber eine eigene ausgeprägte Rhythmussprache hat noch mehr Vorteile, wie ich Dir gleich zeigen werde.

Bestimme zuerst einmal den Grundpuls Deines Stücks – Du kannst ihn in der Regel einfach vom Nenner der Taktart ablesen. Schaue Dir nun den Rhythmus an, den Du lernen möchtest, und beginne ihn mit einzelnen Silben oder Wörtern zu unterlegen. Noten oder Pausen, die genauso lang sind wie ein Schlag im Grundpuls, werden eine Silbe oder ein einsilbiges Wort zugewiesen; solchen, die doppelt so schnell sind, zweisilbige Wörter usw.

Hier nun ein einfaches Beispiel:

In meinem Schlagzeugunterricht verwende ich zum Beispiel gerne die Silben ‚Bum‘ ‚Tschack‘ oder ‚Da‘. Diese ordne ich bestimmten Noten- und Pausenwerten beziehungsweise von mir definierten Klängen zu. Den bekannten Schlagzeug-Beat aus „We Will Rock You“ von Queen würde ich wie folgt textieren: Die beiden tiefen Töne, die Schläge auf der Bassdrum, spreche ich jeweils als ‚Bum‘; die Snare ertönt gesprochen als ‚Tschack‘.

An diesem Beispiel sieht man gut, dass es auch möglich ist, zusätzlich zum Rhythmus verschiedene Klangcharakteristika in die Rhythmussprache einfließen zu lassen. Teste für Dich, was Dich optimal beim Lernen Deines Musikinstruments unterstützt. Deine Rhythmussprache sollte auch nicht zu komplex werden; die Kombination von Rhythmus und Klangspezifika bietet sich für Schlaginstrumente wie etwa die Cajon gut an, da dort das Klangspektrum begrenzter ist als zum Beispiel beim Klavier.


Ein berühmtes Beispiel für eine andere Rhythmussprache: die Kodály-Methode

Welche Vorteile bietet Dir rhythmisches Sprechen?

Musik ist sehr komplex und setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, unter anderem der Melodie, den Harmonien oder dem Rhythmus. Der Rhythmus gliedert die Musik zeitlich und gibt ihr somit ein Gerüst.

Trotz dieser grundlegenden Funktion des Rhythmus gibt es hier leider oft Berührungsängste. Vor allem zu Beginn der eigenen musikalischen Reise wirkt er recht ungreifbar. Dadurch beschäftigen sich viele Menschen nur ungern damit oder verzichten komplett darauf. Das wiederum sorgt für anhaltende rhythmische Unsicherheiten. Auch der Glaube, ein schlechtes oder gar kein Rhythmusgefühl zu besitzen, kann so entstehen.

Rhythmisches Sprechen wirkt dem entgegen. Es hilft dabei, das Begreifen von Noten- und Pausenwerte spielerischer anzugehen und Berührungsängste abzubauen. Beispiel: Peppst Du eine Viertelnote mit dem Wort „Mut“ auf, verleihst Du ihr einen positiven emotionalen Gehalt. Das lässt sich auch auf zwei Achtelnoten übertragen, die Du, wie oben, mit dem affirmativen Adjektiv „mu-tig“ textieren könntest.

Das Begreifen des abstrakten Konstrukts der Noten- und Pausenwerte fällt uns über die Sprache leichter, weil sie für die meisten von uns ein natürlicher Bestandteil des Alltags ist. Vor allem bei Erwachsenen bemerke ich das häufig, wenn ihre letzten Berührungspunkte mit Musiktheorie teilweise Jahrzehnte zurückliegen. Nicht nur in diesen Fällen ist es sinnvoll, den (Wieder-)Einstieg in die Welt der Rhythmik möglichst einfach zu gestalten.

Tipps für Deine ersten Schritte

Hast Du noch Schwierigkeiten mit dem Rhythmus? Mit diesen ersten Tipps wirst Du ihn langsam, aber sicher rocken!

1. Starte klein, aber jetzt: Beginne damit, vergleichsweise leichte Rhythmen zu sprechen. Klatsche sie gerne, wenn Du magst. Noten- und Pausenwerte mit Vierteln oder Achteln eignen sich für die erste Annäherung gut. Probiere das gleich heute aus.

2. Finde heraus, welche Sprache zu Dir passt: Magst Du lieber Laute oder Begriffe, d. h. bist Du eher der ‚Dada‘- oder der ‚Mut‘-Typ? Das weißt Du erst, wenn Du es testest. Schnapp Dir also einen einfachen Rhythmus und ersetze den Notentext durch Worte oder einzelne Silben. Schreibe Deine Ideen gerne auf und experimentiere mit verschiedenen Wörtern oder Silben. Ich habe Dir einige Beispiele zusammengetragen, mit welchen Wörtern (links) oder Silben (rechts) Du einfache rhythmische Figuren unterlegen kannst.

3. Hab Spaß mit Sprache und Musik: Was wäre Musik ohne Spaß? Lasse es Dir daher nicht nehmen, Deine ganz persönlichen Lacher in Deine Übungen zu integrieren. Wer würde nicht gerne wissen, welche rhythmischen Möglichkeiten das Wörtchen Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung bietet?

Vielleicht gibt es auch ein Wort wie das zweisilbige ‚Liebe‘, das Dich immer zum Lächeln bringt? Egal, was es ist: hab Spaß – dann wird auch das Thema Rhythmik ganz leicht!

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